Seit März 2022 ist Martin Hajart Vizebürgermeister und Verkehrsreferent der Stadt Linz – und zieht eine positive Bilanz über die ersten Monate: „Wir haben in vielen Bereichen neue Wege beschritten und bereits Einiges umsetzen können“, sagt Hajart.
Beispielsweise die Begegnungszone am Hauptplatz. Sie hat sich bereits bewährt, wie die Auswertung einer aufgestellten Geschwindigkeitsmessanzeige gezeigt hat. Denn 85 Prozent aller Autofahrer waren langsamer als 25 km/h unterwegs. Zuvor galt am Hauptplatz Tempo 30, „somit zeigt sich, dass die Begegnungszone die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht“, freut sich Hajart.
Apropos Hauptplatz: Dieser soll nach der Verkehrsfreigabe der Westringbrücke vom Durchzugsverkehr befreit werden. Schließlich sollte die Brücke auch dafür sorgen, dass der Durchzugs- und Schleichverkehr durch das Stockhof- und das Domviertel zurückgehen wird. Für den Hauptplatz wird ein Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, wie der Gemeinderat auf Antrag der Linzer Volkspartei beschlossen hat. „Dieser Wettbewerb sollte möglichst bald gestartet werden, damit wir 2024 dann nicht noch unnötig Zeit verlieren“, sagt Hajart. Denn auch die Einbindung der Nibelungenbrücke muss neu geplant werden. Auf dieser werden mit Verkehrsfreigabe der Brücke zwei Fahrspuren (jeweils eine pro Richtung) auf Radfahr-Streifen umgewidmet.
Straßenraum neu gestalten
Der vom Durchzugsverkehr befreite Hauptplatz ist ein wesentlicher Schritt zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt, die Hajart auch im kommenden Jahr vorantreiben wird. Etwa in der Domgasse, wo bereits die erste Bürgerinfo-Veranstaltung abgehalten wurde und im Jänner die nächste geplant ist. Vorgesehen ist, den Straßenraum in Kooperation mit der Kunstuniversität neu zu gestalten, so soll etwa mehr Raum für Gastgärten geschaffen werden. Der gewonnene Platz bietet zudem die Chance, den Alten Dom barrierefrei zu machen.
Die Radinfrastruktur wurde im vergangenen Jahr bereits stark ausgebaut, etwa durch Mehrzweckstreifen in der Stockhof-, Wurm- und Wiener Straße, dazu kamen sechs Kreuzungen, an denen das Abbiegen für Radfahrer bei Rot erlaubt ist. Zudem wurde auch der seit langem diskutierte Ausbau des Radweges entlang der Trasse der Florianerbahn in Angriff genommen. Und im kommenden Jahr wird die Radwegachse in der Lederergasse umgesetzt. Diese soll die Innenstadt mit dem hafennahen Areal verbinden. Der Radweg soll von der Kaisergasse bis zur Petzoldstraße durchgehend in beiden Richtungen führen, der erste Bauabschnitt (Kaisergasse bis Gruberstraße) wird im kommenden Jahr fertig. Dass Hajart ein großes Augenmerk auf die Radfahrer legt zeigt auch, dass die Haselbachbrücken ohne Sperre im kommenden Jahr erneuert werden. „Wir haben lange mit der Asfinag verhandelt und sind zu einem positiven Ergebnis gekommen“, freut sich Hajart.
Mittelfristig soll eine eigene Radfahrstrategie für Linz die strategische Klammer für weitere Ausbauprojekte sein. Dazu finden bereits Workshops mit allen Fraktionen des Linzer Gemeinderats statt, sagt Hajart. Der auch bereits an sechs Kreuzungen das Rechtsabbiegen bei Rot erlauben konnte. „Radfahrer müssen dabei zwar besonders auf Fußgänger und Autofahrer achten, aber es hat sich gezeigt, dass das funktioniert“, sagt Hajart, der auch im kommenden Jahr weitere solcher Kreuzungen plant.
Einreichung für EU-Projekt im Jänner
Geplant ist auch die weitere Digitalisierung der Ampeln und Beleuchtungen im Stadtgebiet. Die österreichweit erste Ampel mit Künstlicher Intelligenz wurde ja bereits bei der Michael Reitter Schule angebracht, weitere sollen folgen. Gleiches gilt bei den Straßenbeleuchtungen – in der Lortzinggasse wurden beispielsweise bewegungssensitive Sensoren angebracht, sodass die Beleuchtungsintensität je nach Bedarf geregelt werden kann. „Das hilft, die Lichtverschmutzung und den Energieverbrauch zu reduzieren“, sagt Hajart. Derzeit wird bereits geprüft, wo solche Systeme noch installiert werden können. Und auch die Restrot-Anzeige an der Kreuzung Pfarrplatz/Lederergasse wird nicht die einzige bleiben.
Bereits im Jänner werden die Unterlagen für das Forschungsprojekt „X4ITS“ bei der EU eingereicht. Bei diesem Projekt soll die Einführung, Erprobung und Harmonisierung von kooperativen intelligenten Verkehrssystemen und Diensten am Beispiel der Stadt Linz entlang einer innerstädtischen Teststrecke untersucht werden. Konkret geht es dabei um die Kommunikation zwischen Autos beziehungsweise mit Ampeln. Mit den daraus gewonnenen Informationen sollen die Sicherheit und Lenkung des Verkehrs verbessert sowie Emissionen reduziert werden.
Desweiteren setzt Hajart auch im kommenden Jahr vermehrt auf Bürgerbeteiligungen. „Im Süden von Linz und auch in der Domgasse hat sich das bewährt, das wird auch im kommenden Jahr weitergeführt“, so Hajart. Etwa in der Neuen Heimat ist eine Bürgerinfo geplant. „Zudem stehen wir auch im Austausch mit den angrenzenden Kommunen, um grenzübergreifende Verkehrsprobleme zu lösen“, sagt Hajart und ergänzt: „Etwa mit Leonding, wo wir entlang der Salzburger Straße einige Berührungspunkte haben.“
Die Scooter-Lösung
Und auch ein großes Ärgernis soll im kommenden Jahr endlich gelöst werden, nämlich die Scooter-Problematik. Besser gesagt, das Kreuz-und-Quer-Abstellen der Roller. „Wir werden da einen ähnlichen Weg wie Wien gehen“, sagt Hajart. Das bedeutet, dass es in der Innenstadt fixe Abstellflächen für Scooter geben soll, dazu wird die Zahl der Leih-Roller begrenzt. Zudem wird die Einhaltung der Regeln verschärft kontrolliert und bei Verstößen auch gestraft werden.
Ein weiterer großer Brocken im kommenden Jahr wird die Sanierung des Mona-Lisa-Tunnels, wofür diese wichtige Verkehrsachse drei Monate lang gesperrt werden muss. „Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren, damit der Verkehr so weit wie möglich trotzdem fließen kann“, sagt Hajart, der aber noch keine Details verraten kann: „Die werden wir im Jänner präsentieren.“