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Schwimmkursoffensive für Kinder!

Die steigenden Temperaturen locken wieder mehr und mehr Menschen in die Bäder und an die Badeseen, die nach langer Zeit endlich wieder besucht werden dürfen. Doch das kühle Nass kann für Nichtschwimmer oder Schwimmanfänger auch zur großen Gefahr werden. So sind leider besonders Kinder gefährdet, im Wasser zu verunglücken oder gar zu ertrinken. „Wir brauchen dringend eine Schwimmkursoffensive in Linz, um möglichst vielen Kindern das Erlernen der lebensrettenden Fähigkeit Schwimmen zu ermöglichen“, fordert Vize-Bürgermeister Bernhard Baier.


Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) sind im Zeitraum von 2009 bis 2018 in Österreich 31 Kinder unter 15 Jahren in Folge eines Ertrinkungsunfalls verstorben. Mehr als die Hälfte der Opfer (18) war unter fünf Jahre alt. Ertrinken ist bei Kleinkindern somit die zweithäufigste tödliche Unfallursache. Laut Statistik Austria ertranken allein im Jahr 2019 in Österreich 38 Menschen, fünf davon in Oberösterreich.

Corona verschärft Situation

Verschärft wird die Situation leider durch die Corona-Krise. Mehr als  ein Jahr lang konnten aufgrund der Corona-Maßnahmen weder Schwimmkurse noch das Schulschwimmen stattfinden. Das bedeutet, dass viele Kinder keine Möglichkeit hatten, schwimmen zu lernen oder schwimmen zu üben. Deshalb muss es nun ein deutlich größeres Angebot für Nichtschwimmer und Schwimmanfänger geben, um aufzuholen, was im vergangenen Jahr verpasst wurde.

Gefahr lauert vor allem zu Hause

Laut KFV gibt es in Österreich rund 130.000 private Schwimmbäder und rund 100.000 Aufstellpools und Planschbecken. Zudem verzeichneten Poolanbieter während der Corona-Krise eine steigende Nachfrage nach privaten Schwimmbecken. Angesichts dieser großen Menge an privaten Pools ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Unglücke im privaten Bereich geschehen und nicht in öffentlichen Bädern. Zu Hause ertrinken mehr als doppelt so viele Kinder wie in öffentlichen Freibädern oder an Badeseen. 

Pools, Biotope oder Schwimmteiche sollten durch einen eigenen Zaun und eine selbstschließende und versperrbare Tür gesichert werden, auch dann, wenn keine Kinder im eigenen Haushalt leben, rät man beim KFV. Darüber hinaus sollte der Bereich rund um das Becken rutschsicher ausgestattet sein.

Alarmsysteme für Pool oder Gartenteich, die eine größere Bewegung im Wasser melden, bieten zusätzliche Sicherheit, ersetzen aber keinesfalls eine Aufsichtsperson.

Die Experten des KFV raten auch dazu, Kinder in gut sichtbaren Farben zu kleiden. Im Fall eines Unfalls können Kinder unter Wasser so schneller aufgefunden und gerettet werden.

Selbst wenn Kinder schwimmen können, dürfen sie in der Nähe von Gewässern niemals unbeaufsichtigt sein. Vor allem bei Kleinkindern muss die Aufsichtsperson in unmittelbarer Nähe sein.

700.000 Menschen in Österreich sind Nichtschwimmer

Die KFV-Studie belegt darüber hinaus, dass Eltern die Schwimmkenntnisse ihrer Kinder tendenziell überschätzen. Ein professioneller Schwimmtrainer kann hier helfen, um die Kenntnisse des Kindes nüchtern einzuschätzen und den nötigen Unterricht durchzuführen oder zu empfehlen.

Weiter hat die Studie zu Tage gefördert, dass acht Prozent der Menschen über fünf Jahre in Österreich nicht schwimmen können, das sind etwa 700.000 Personen. Darüber hinaus schätzte jeder fünfte Befragte das eigene Schwimmvermögen nur als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. Ein vermehrtes Angebot von Schwimmkursen zu günstigen Preisen kann dazu beitragen, diese Zahlen und somit die Sicherheit zu verbessern.

 

Vorbild Graz schafft Kurse für 500 Kinder zum kleinen Preis

Graz zeigt derzeit vor, wie man auf kommunaler Ebene auf das Problem reagieren und zu dessen Bewältigung beitragen kann. In der steirischen Landeshauptstadt werden diesen Juli die Bäder des Allgemeinen Turnvereins und der Union drei Wochen für Schwimmkurse geöffnet. So können 500 Kindern zusätzlich Schwimmkurse geboten werden. Zwei Drittel der angebotenen Kurse richten sich an Schwimmanfänger, die an fünf Tagen die lebensnotwendigsten Grundlagen erlernen. Durch eine Förderung der Stadt kosten die Kurse pro Person nur 49 Euro.

Auch in Wien hat man die Problematik erkannt. Mit günstigen Kursen um 100 Euro will man ein leicht zugängliches Angebot schaffen. „Schwimmen zu können bedeutet zu überleben, deshalb fordern wir eine Linzer Schwimmkursoffensive“, so Vizebürgermeister Baier.

Schwimmkonzept für Linz - Kurse für beinahe 300 Kinder in zwei Wochen

„Auch Linz hat die Kapazitäten in kurzer Zeit für viele Kinder Schwimmkurse anzubieten“, hält Klubobfrau Elisabeth Manhal fest. Experten gehen davon aus, dass eine Schwimmeinheit (45 Minuten) pro Tag an insgesamt 10 Tagen am effektivsten ist, um Grundlagen des Schwimmens zu vermitteln.

Wenn man in einem Lehrschwimmbecken auf vier Bahnen je sechs Kinder unterrichtet, können pro Stunde 24 und an einem Vormittag von 09:00 bis 12:00 72 Kinder den Schwimmunterricht durchlaufen. Bietet man dieses Konzept in den vier Schwimmbädern der Stadt an, so kann man binnen 10 Tagen 288 Kindern das Schwimmen beibringen. Die nötige Infrastruktur wäre mit den Bädern der Linz AG (Parkbad, Hummelhofbad, Biesenfeldbad, Schörgenhubbad) vorhanden, der Unterricht würde nur am Vormittag stattfinden und somit am Nachmittag einen ganz normalen Betrieb erlauben.

 

Für die Betreuung von 24 Kindern pro Stunde sind drei Schwimmtrainer notwendig. Führt man das Training an allen vier Standorten durch, sind also zwölf Schwimmtrainer nötig. Diese sollen von der Stadt durch eine Kooperation mit den Linzer Schwimmvereinen und privaten Anbietern für das Projekt gewonnen werden.

„Schwimmen zu lernen ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar. Wir müssen deshalb so vielen Kindern wie möglich einen Schwimmkurs ermöglichen. Wir fordern Sportreferentin Karin Hörzing deshalb dazu auf, gemeinsam mit den Linzer Schwimmvereinen und privaten Anbietern in den ersten Ferienwochen kostengünstige Schwimmkurse anzubieten“, so Vize-Bürgermeister Bernhard Baier und Klubobfrau Elisabeth Manhal.

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Vize-Bürgermeister Bernhard Baier und LAbg. Elisabeth Manhal, Klubobfrau der Linzer Volkspartei