Dauerrezession, Budgetloch, Inflation: Österreichs Wirtschaft kämpft mit vielen Problemen. Neben den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verhindern aber auch hausgemachte Probleme und fehlende Initiativen die notwendige wirtschaftliche Entwicklung am Standort Linz. Auch wenn Linz im Gesamten eine starke Wirtschaftsstadt ist, so werden die Probleme nicht nur im Handel und der Gastronomie immer sichtbarer - Stichwort Leerstände. Vor allem die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt ist besorgniserregend:
Ende August 2025 waren 8.876 Linzerinnen und Linzer arbeitslos.
Inklusive 2.160 Schulungsteilnehmer brauchen über 11.000 Personen in Linz einen Job.
Die Arbeitslosenzahlen sind in Linz-Stadt in den letzten drei Jahren (August 2022 bis August 2025) um fast ein Drittel (31,5 Prozent) bzw. 2.125 gestiegen.
Mit Ausnahme des Coronajahres 2020 haben damit die Arbeitslosenzahlen einen neuen längjährigen Höchststand erreicht.
Mit 8,4 Prozent liegt die Arbeitslosenquote in Linz Stadt deutlich über dem Oberösterreich-Wert von 5,0 Prozent und Österreich mit 6,7 Prozent (Juli-Werte).
Die Arbeitslosenzahlen in Linz liegen nicht nur höher, sondern sie wachsen auch überdurchschnittlich (+ 8,2 Prozent im August im Vergleich zum Vorjahr).
Von aktuell 1.816 Linzer Jugendlichen (bis 24 Jahre) ohne Job haben zwei Drittel nur einen Pflichtschulabschluss oder nicht einmal diesen.
Die Schwierigkeiten und die negativen Entwicklungen am Linzer Arbeitsmarkt dürfen von der Stadtpolitik nicht länger ignoriert werden. Sie sind ein Ausdruck dafür, dass der Linzer Wirtschaft die notwendige Dynamik fehlt, um ausreichend Jobs zu schaffen.
Hajart fordert Richtungsänderung in der städtischen Wirtschaftspolitik: „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist auch die Stadt Linz gefordert ihren Beitrag zur Konjunkturbelebung zu leisten. Wirtschaftspolitisch wird in Linz seit Jahren zu wenig getan – gehen wir es jetzt an! Und dies insbesondere auch angesichts der schwierigen Finanzlage der Stadt. Denn wenn der Wirtschaftsmotor brummt, sprudeln auch die Steuereinnahmen für die Stadt.“
Die VP Linz will daher ein kommunales Konjunktur- und Investitionspaket schnüren, um die Betriebe zu unterstützen und den Standort wieder zukunftsfit zu machen. Schwerpunkte sollen dabei vor allem Investitionen in die (vernachlässigte) städtische Infrastruktur, insbesondere im Bildungsbereich sein, um so auch die Bauwirtschaft anzukurbeln. Für die Bereiche Handel, Gastronomie und Freizeitwirtschaft braucht es Unterstützungen und aber auch Entlastungen. Gerade diese Branchen sind sehr von der Attraktivität des Standortes abhängig. Die Innenstadtattraktivierung muss endlich in die Gänge kommen. Dazu gehört auch ein schlagkräftiges City-Marketing. Die Stadt muss ihren Beitrag leisten, damit wieder mehr Kunden in die Stadt kommen.
Angesichts der hohen Zahl an schlecht ausgebildeten Jugendlichen in Linz soll es auch städtische Unterstützungsmaßnahmen für arbeitslose Linzer Jugendliche geben. Vorbild dafür könnte das Arbeitsmarktpaket sein, das aufgrund der negativen Arbeitsmarktentwicklung 2014 bzw. 2015 in Linz von der VP Linz damals initiiert wurde.
Jetzt braucht es Klarheit und Tempo
Für ein solches Konjunktur- und Investitionspakt braucht es einen finanziellen Rahmen. Da die finanzielle Lage der Landeshauptstadt höchst angespannt ist, braucht es rasch Klarheit, wie es um die Finanzen und die finanziellen Möglichkeiten der Stadt bestellt ist.
Die VP Linz fordert dazu schon länger einen Kassasturz. Der Gemeinderat soll endlich Klarheit bekommen, wie hoch der Linzer Schuldenberg und die dafür anfallende Zinsbelastung tatsächlich sind. Bekanntlich wird der Linzer Gemeinderat über die Schulden- und Zinsentwicklung im ausgelagerten Aufgabenbereich nicht informiert.
Klarheit braucht es aber auch zur Budgetentwicklung im heurigen Jahr. So sollen laut einer ersten Auskunft die Steuereinnahmen der Stadt um 25 Millionen Euro hinter Plan liegen. Ein Überblick wurde für nach dem Sommer angekündigt.
Zur Faktenlage aufgrund der öffentlichen Unterlagen:
Defizit laut Rechnungsabschlusses 2024: - 49,1 Millionen Euro
Gefolgt vom Defizit im Budgetplan 2025: 121,7 Millionen Euro. Laut Auskunft des Finanzdirektors ist dieser Plan nicht zu halten, da die Steuereinnahmen um 25 Millionen Euro unter Plan liegen (Auskunftstand Juni 2025).
Laut Mittelfristplanung der Stadt Linz ist ab 2026 mit einem massiven Defizit zu rechnen: Jährlich etwa 100 Millionen Euro.
Die ÖVP-Linz hat im Dezember 2023 gegen die Mittelfristige Finanzplanung gestimmt.
Das jährliche Budgetvolumen der Stadt Linz beträgt zirka eine Milliarde Euro.
Hinzu kommt ein enormer Sanierungsrückstand bei städtischen Immobilien. Viele Linzer Grundschulen, wofür die Stadt Linz immobilienmäßig verantwortlich ist, sind stark sanierungsbedürftig. Außerdem platzen die Schulen aus allen Nähten, es braucht auch Neubauten. In die Linzer Seniorenzentren muss investiert werden, das Neue Rathaus muss – bei Absiedelung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – generalsaniert werden. Wie steht es um die Volkshäuser, den Wissensturm, die Tips-Arena, das Design-Center, etc.?
Kommt erster Bericht zum Sanierungsbedarf in Linzer Schulen?
Einen ersten Überblick zum Sanierungsbedarf der Linzer Schulen darf in der kommenden Sitzung des Planungs- und Liegenschaftsausschusses am 10. September erwartet werden. Bürgermeister (und noch Liegenschaftsreferent) Prammer hat den VP-Gemeinderatsantrag „Bedarfserhebung und Entwicklungskonzept für Linzer Pflichtschulstandorte“, der auch „den aktuellen baulichen Zustand aller Pflichtschulstandorte, einschließlich der Dringlichkeit von Sanierungen“ beinhaltet, auf die Tagesordnung am kommenden Mittwoch gesetzt. Da der Antrag bereits vor genau einem Jahr einstimmig dem Ausschuss zugewiesen wurde, sollten erste Ergebnisse bereits vorliegen.
Alarasignal Linzer Investitionsquote: Einbruch um mehr als die Hälfte
Einen Schub für die (Bau)Wirtschaft bringen bekanntermaßen kommunale Investitionen. Doch mit Blick auf die aktuelle Investitionsquote der Stadt Linz schrillen die Alarmglocken. Demnach investiert die Landeshauptstadt immer weniger in die Zukunft. Konkret hat sich der Anteil der Investitionen am Gesamtbudget halbiert. „Mit diesen geringen Investitionen ist ein Substanzerhalt der Linzer Infrastruktur nicht mehr möglich – und auch der Wirtschaftsstandort ist gefährdet“, warnt Michael Obrovsky, Geschäftsführer der VP Linz.
„Anstatt die Wirtschaft anzukurbeln, kürzt die SP-Stadtführung die Investitionen um mehr als die Hälfte. Damit verbunden ist der überdurchschnittlich starke Anstieg der Arbeitslosigkeit in Linz zu einem großen Teil auch selbstverursacht“, zeigt Obrovsky auf.
Ein Blick auf die Details macht ersichtlich, wo wie stark eingespart wird: „Besonders schmerzhaft ist, dass die Investitionen in den Bildungsbereich besonders stark sinken“, kritisiert Obrovsky.
Linz braucht eine bessere und genauere mittelfristige Investitionsplanung
Ein derartiges Absacken der Investitionen, wie es die im Dezember 2023 nur mehrheitlich beschlossene mittelfristige Investitionsplanung ab 2026 vorsieht, darf nicht hingenommen werden. Letztlich gefährden mangelnde Investitionen die Infrastruktur der Stadt und schädigen den Wirtschaftsstandort. Um gemeinsam über die Zukunft der Stadt und der dafür notwendigen Investitionen auch sachlich im Gemeinderat beraten zu können, braucht es nicht nur eine neue, sondern auch eine detailliertere mittelfristige Investitionsplanung. Denn der größte Teil dieser Planung bleibt für den Gemeinderat eine „Black-Box“, da nicht bekannt gegeben wird, was im 24 Millionen Euro schweren „Zuschuss an die Immobiliengesellschaft“ eigentlich enthalten, bzw. nicht enthalten ist.
Belebung der Innenstadt
Einen deutlichen Aufholbedarf sieht Kultur- und Tourismusstadträtin Doris Lang-Mayerhofer im Bereich der Linzer Innenstadt. „Es gilt rasch dem Leerstand entsprechend entgegenzuwirken und Linz als Einkaufsstadt neu zu positionieren. Nur eine belebte Innenstadt ist eine attraktive Innenstadt – und somit ein essenzieller Teil eines florierenden Wirtschaftsstandorts“, ist Lang-Mayerhofer überzeugt.
Zu begrüßen sei grundsätzlich die geplante Schaffung eines eigenen Leerstandsmanagements. Lang-Mayerhofer: „Dieses sollte im Idealfall möglichst breit aufgestellt sein. Am Beispiel Wels zeigt sich etwa, dass ein funktionierendes Leerstandsmanagement breit aufgestellt sein muss. Und in Wels zieht man auch deshalb eine positive Bilanz, weil die Innenstadtagentur selbst eine Maklerfunktion ausübt und dadurch aktiv mitgestaltet und Geschäftsflächen entsprechend präsentiert werden können.“
Neue Wirtschafts-Kultur
Eine wirtschaftliche Neuausrichtung braucht es auch im Kultur- und Freizeitbereich. Zurzeit kämpfen Freizeit- und Veranstaltungsbetriebe in Linz immer noch mit bürokratischen und steuerlichen Benachteiligungen. „Die Abschaffung der Linzer Lustbarkeitsabgabe ist längst überfällig. Die bürokratische Extrasteuer auf Freizeitangebote ist ein echter Wettbewerbsnachteil für die Stadt. Private Veranstalter sollen unterstützt und nicht besteuert werden“, fordert Lang-Mayerhofer, dass auch Linz dem Beispiel von so vielen anderen Städten folgen und auf diese anachronistische Steuer verzichten soll.
Überfällige Reformen bürokratischer Belastungen:
Abschaffung der Linzer Lustbarkeitsabgabe. Die Stadt kassiert bei Freizeitbetrieben und Veranstaltern 10 Prozent und mehr an zusätzlicher „Umsatzsteuer“. Betriebe wie der „Jump Dome“ siedeln sich daher zB. in Leonding an.
Gegenfinanzierung durch die heuer zum Teil bereits erfolgte Anhebung der Abgabe auf Spiel- und Wettapparate.
Entlastung bei den Tarifen für die Benützung des öffentlichen Gutes („Luftsteuer“) für Veranstalter, Jungunternehmer und in strukturschwachen Lagen.
Kürzere Bewilligungen und weniger Auflagen bei Gemeinschaftsveranstaltungen im öffentlichen Raum. Übernahme von öffentlichen Leistungen wie Straßenreinigung und Verkehrsbeschilderung.
Unterstützung von Straßen- und Nachbarschaftsfesten zur Stadtteilbelebung: Der zugewiesenen ÖVP-Gemeinderatsantrag liegt seit über einem Jahr unbearbeitet im SPÖ-Wirtschaftsressort.
Willkommens-Gäste
Kultur und Tourismus sind für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Linz ein Matchwinner. Lang-Mayerhofer: „Unser konsequenter Weg, Linz als Kulturstandort aufzuwerten, macht sich auch wirtschaftlich nachhaltig bezahlt. Nicht nur touristisch, sondern auch als Attraktions-Faktor für qualifizierte internationale Arbeitskräfte und als Nährboden für die boomende Kreativwirtschaft in Linz.“ Kultur und Kreativwirtschaft würden daher zum Kern einer urbanen Wirtschaftspolitik gehören.
Urbaner Trend
Klar ist, dass es insbesondere im Wirtschaftsbereich das Motto „Heute auf Morgen schauen“ sein muss. „Die Menschen zieht es vermehrt in die Städte. Der Trend zur Stadt stellt eine Herausforderung für Politik und Stadtplaner dar. Clevere Konzepte sind daher gefragt, um die Ballungsräume lebenswert zu gestalten und den Wirtschaftsmotor anzutreiben“, so Hajart Lang-Mayerhofer und Obrovsky abschließend.