Bedeutende Veränderungen erwarten uns im Straßenverkehr und im Hinblick auf das Verkehrsverhalten in den kommenden Jahren. Kooperative und intelligente Verkehrssysteme sowie Dienste werden Fahrzeuge, Verkehrsteilnehmer*innen und Infrastruktur miteinander vernetzen. Unter dem Fachbegriff „Connected Intelligent Transport Systems“ (C-ITS) wurden im vergangenen Jahrzehnt eine einheitliche Systemarchitektur, ein organisatorisches Regelwerk sowie technische Rahmenbedingungen und Technologien erarbeitet.
Um für die kooperativen Dienste im realen Verkehrsumfeld Erfahrungen zu sammeln und auch umzusetzen, fördert die EU hierzu Forschungsprojekte wie etwa C-Roads/X4ITS. Hierbei werden Straßenbetreiber*innen und Entscheidungsträger*innen aus ganz Europa zusammengebracht, um die verbundenen Dienste zu erproben, einzuführen und zu harmonisieren. Dabei soll die Grundlage für einen verbundenen und automatisierten Verkehr geschaffen werden. In weiterer Folge soll dies den Verkehr sicherer und effizienter machen, was wiederum mit geringerem Schadstoffausstoß verbunden ist.
Im Jänner dieses Jahres hat die Stadt Linz das Projekt bei der EU zur Förderung eingereicht. Damit das Projekt umgesetzt werden kann, ist eine Förderzusage seitens der EU notwendig. Eine Entscheidung hierzu erwartet die Stadt Linz spätestens im Herbst.
Für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes sollen in der Stadt Linz auf einer ausgesuchten Teststrecke von Gemeindestraßen Kreuzungen und Ampeln mit zusätzlichem Mess-Equipment ausgestattet werden. Abgeschlossen soll das Forschungsprojekt im Jahr 2027 sein.
Die angestrebte Teststrecke
Die Teststrecke befindet sich voraussichtlich zwischen dem Knoten Hafenstraße / A7 und dem Knoten Prinz-Eugenstraße / A7 über die Untere Donaulände, die Gruberstraße und die Prinz-Eugenstraße.
Die ausgewählte Teststrecke stellt eine direkte Verbindung zur relevanten Logistik (Linzer Hafen) dar. Die Industrie befindet sich im Osten der Teststrecke. Gewerbegebiete befinden sich im Westen. Diese haben einen starken Einfluss auf das Verkehrsaufkommen im Testgebiet. Die ausgewählten Kreuzungen stellen relevante Verbindungen zwischen dem hochrangigen (Autobahn) und niederrangigen (Stadtstraßen) Straßennetz dar. Die Kreuzungen, welche im städtischen Gebiet gewählt wurden, sind für multimodale Verkehrsmittel (Busse inkl. Öffentlicher Verkehr, Fahrrad, PKW, LKW) von hoher Relevanz.
Vorschlagene Kreuzungen (mit Mess-Equipment)
- Nr. 410 (Hafenstraße – Strasserau)
- Nr. 411 (Gruberstraße – Untere Donaulände)
- Nr. 414 (Gruberstraße – Mozartstraße)
- Nr. 433 (Prinz Eugen Brücke – A7 Knoten)
- Nr. 421 (Franckstraße – Goethestraße)
Geplanter Use-Case 1: Safety Zone - Verkehrssicherheit von vulnerablen Verkehrsteilnehmenden erhöhen
Um die Verkehrssicherheit von vulnerablen Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen, sollen intelligente Videokameras Objekte detektieren und Detektionszonen zugeordnet werden. In klar definierten Gebieten erfolgen Überwachungen, um Informationen über die detektieren Objekte an die Road Side Units zu übermitteln. Diese können daraufhin Warnungen an Fahrzeuge weitergeben. Der*Die Fahrer*in kann dadurch das Fahrverhalten rechtzeitig anpassen. Insbesondere soll dabei ein Abbiegeassistent für vulnerable Verkehrsteilnehmende (Fußgänger*innen-Verkehr, Radverkehr) ausgearbeitet werden, der sozusagen „um die Ecke“ schauen kann.
Geplanter Use-Case 2: ÖPNV-Priorisierung (OOEVV und Linz Linien)
ÖPNV-Priorisierung dient dazu, bei einer Grünphase mehr Menschen zu befördern, als in der gleichen Zeit durch den Individualverkehr möglich ist. Im Projekt X4ITS soll sich das Fahrzeug bedarfsweise durch V2I Kommunikation anmelden können und gegenüber dem PKW priorisiert werden. Diese Anmeldung erfolgt vollautomatisch. Ist der Eingriff in das Signalprogramm abgeschlossen, wird die Steuerungslogik der Ampelanlage wiederaufgenommen.
Der Oberösterreichische Verkehrsverbund (OOEVV) und die Linz Linien haben bereits ihr Interesse angekündigt, Fahrzeuge im Zuge des Projektes mit C-ITS Technologie von Linz ausstatten zu lassen und für die Use Cases zur Verfügung zu stehen. Dadurch kann auch ein Vergleich zwischen der Funktionalität von C-ITS zu bestehenden Priorisierungsmethoden mittels Funkanmeldung gezogen werden.